Der Arbeitsamt Affe

Ausgelernt. Irgendwann Mitte 2003. Erstmal die neu gewonnene Freiheit genießen. Das einzige was störte war der allmonatliche Gang zum Arbeitsamt. Beim ersten mal muss man ja nur paar Zettel ausfüllen und das Geld kann fließen. Doch irgendwann muss man halt wieder hin. Diesmal ohne Gräfin und in keinem guten Zustand, denn das Leben wurde damals exzessiver gelebt.

Ich weiß noch das es ein Montag war und ich viel zu zeitig vor noch verschlossener Tür stand. Rückblickend war ich wohl der einzige Deutsche der je vor der regulären Öffnungszeit vor einem Arbeitsamt stand. Wenigstens was. Doch ich wollte es hinter mir haben. Irgendwann durfte ich dann doch rein und war auch gleich der erste. Toll dacht ich, das läuft aber. Dacht ich.

Mein Arbeitsagenturagent (nennt man die so?) war ein kleiner fetter Kerl mit Hornbrille. Er errinerte mich irgendwie an einen Affen. An einen hässlichen Affen, den nicht mal der mieseste Zoo haben will, weli sie Angst haben das Kinder von seinem Anblick heulen würden. Nicht einmal ein Forschungslabor würde ihn haben wollen um schmerzerregende Mittel zu testen. Die wären dafür zu schade. So einer saß mir nun gegebüber.

"Na da wollen wir mal schauen, was wir hier für sie haben, Herr Krause." Er klickte unbeholfen auf seinem Monitor ein paar Felder weg. Wenn so ein Typ wie der Bock auf eine Frau hat, dann fährt er in den nächsten Ort und knallt dort eine Ziege. "Hier haben wir ja etwas für Sie!" Mir wurde schlecht. Arbeiten? Das können doch die anderen besser, dacht ich mir. Meine Gedanken rasten. Ich sah mich irgendwo in China aufm Reisfeld Zwangsarbeit leisten. Nackt.

"Müllabfuhr! In Pirna!" Ich musste kotzen. Mir kamen die Worte meines Vaters in den Sinn, als er meine Zeugniss der zehnten Klasse sah: "Mit solchen Noten, wirst du höchstens Straßenkehrer!" Dabei hatte ich doch mit Absicht schlechte Noten geschrieben um meinem Vater zu zeigen, das man auch mit schlechten Noten was werden kann. Und jetzt das! Dieser kleine verlauste Arbeitsamtaffe. Ich stellte mir vor wie ich ihn aus dem Fenster warf und nur am Ohr festhielt.

"Ne, mach ich nicht!" platze ich heraus. Reden ohne denken ergibt die lustigsten Grimassen deines Gegenübers. Doch das Äffchen wars wohl gewohnt. Der klickte weiter Felder weg. "Warum?" Ich holte zum Schlag aus. Mit einem Schlag hätte ich ihn töten können, doch mir fehlte das Alibi. "Die Müllabfuhr bietet ihnen eine gutes Gehalt, Sicherheiten. Das ist ein Job mit Zukunft."
"Na wenn ihnen das so zusagt können wir ja tauschen. Ich mache ihren Job und sie rollen Mülltonnen!"

Ich hab ihn dann doch noch überzeugt das ich etwas besseres gelernt hatte. Was aber nicht stimmte da ich in drei Jahren Lehre mir nichts außer Kaffee kochen angeeignet hatte. Ich wünschte dem Affen noch einen schönen Tag und suchte das Weite. Bei den folgenden 20 (gefühlten) Terminen hab ich ihn nie wiedergesehen. Wahrscheinlich war der Zirkus weiter gezogen.

Als ich wieder zu hause war hab ich erstmal eine geraucht. Die erste von Tausend in dieser Woche. Danach hab ich den Müll rausgeschafft.