No Country for old Men oder das handwerklich perfekte Meisterwerk ohne emotionale Bindung

"Call it, Frendo."

Es muss schon viel zusammenkommen das ich über einen Film eine Kritik schreibe. Hier ist es wieder so weit. Nach einer noch nie dagewesenen Kino Abstinenz war ich vorigen Samstag wieder an dem Ort für den Filme gemacht wurden. Die Zeichen waren gut. Eine überschaubare Zahl von anderen Kinobesuchern und ich in der Mitte zweier Menschen die nur wegen mir mit in diesen Film kamen. Beim Abspann wird der eine sich über das Ende und den Sinn des Films wundern, während der andere längst an meiner Filmwahl verzweifelt ist und den Film nur mit einem unüberhörbaren Stöhner bewertet. "No Country for old Men" macht es dem Betrachter nicht leicht. Zwar ist die Kameraarbeit, Ausleuchtung, Inszenierung erlesen doch über die gesamte Spieldauer fehlt ein Sympathieträger. Man beobachtet nun also mit offenem Mund das Katz und Maus Spiel zwischen dem einfachen Jäger Lewellyn Moss, dem zufällig zwei Millionen Drogengeld in die Hände fallen und Auftragskiller Anton Chigurh, der das Geld zurückholen soll. Die Coens gehen diesmal härter zur Sache und machen keine Gefangenen. Dabei kristallisieren sich zwei Arten von Morden heraus. Bei der ersten Sorte wird das Publikum ob der grotesken Situation zum Lachen gezwungen, um dem berühmten schwarzen Humor der Coens Rechnung zu tragen. Bei Variante zwei bleibt dem Betrachter jeglicher Humor im Halse stecken. Effektiver sind freilich die todernsten Gräueltaten, weil sie getragen von der Härte direkt an die Nieren gehen. Im Gedächtniss bleibt dabei das Geräusch was Chigurh´s Waffe macht. Für Diskussionsstoff wird der Schluß sorgen. Es ist eine Abkehr von Hollywoodkonventionen, die den ein oder anderen (oder rechter Platznachbar?) ungläubig am Ende zurück lässt. Die Coens haben den Film so gedreht wie es im Buch geschildert ist. Der Film läuft in einer Art Epilog aus und wird wegen einer gewagten Auslassung und eines so kryptischen wie zunehmend elliptischen Erzählstils lange beschäftigen. Doch gerade das macht den Film so gut, denn er wirkt lange nach und regt zum diskutieren an. Die Coens sind zu alter Stärke zurück gekehrt und liefern einen nahezu perfekten Film ab. Ich war jedenfalls beeindruckt.


(alternativ der deutsche Trailer)